Was ist eine Übungsfirma?

Kaufmännische Ausbildung – nicht wenige Schüler/innen, aber auch viele Erwachsene im Rückblick auf ihre eigene Schulzeit – verbinden damit die Begriffe „langweilig“, „trocken“ und Ähnliches.
Dass es auch ganz anders geht, beweist die Übungsfirma: ein gelungenes Ausbildungsmodell, Lernort und Lernmethode in einem. [Quelle: act.at]

Das ÜFA-Konzept der Fast Precision

In der Bundeshandelsakademie Korneuburg gibt es drei Ausbildungsschienen: HAK Original, HAK International und HAK Digital. Schülerinnen und Schüler des HAK Digital Zweiges funktionieren ab dem 2. Jahrgang als Laptopklasse, aber dem 3. gibt es eigene Fächer, Seminare und Workshops zum Thema Digitalisierung, Multimedia, Webdesign und (Web-)Programmierung. Dies findet auch auch in der ÜFA seinen Niederschlag in einem 5-stufigen Prozess:

  1. Kickoff
    Noch bevor die Arbeit in den Abteilungen beginnt findet ein Design Thinking Workshop statt, bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen für „ihr“ Unternehmen erarbeiten. Das Ergebnis des Workshops ist das Unternehmensleitbild und das Produktsortiment, woraus sich wiederum Zielgruppen und Marketingmaßnahmen ableiten lassen. (PLAN)
  2. Aufzeigen der Problematik mangelnder Digitalisierung
    Zu Beginn wird einige Unterrichtseinheiten noch wenig digital gearbeitet, es werden typische Betriebsprozesse durchgespielt, natürlich damit verbunden mit Medienbrüchen (DO). Sobald die Prozesse bekannt sind findet ein Evaluationsgespräch mit jeder Abteilung statt, wo Pain Points erhoben werden und Verbesserungsvorschläge entgegen genommen werden. (CHECK) (Anmerkung: Bis jetzt wurde direkt mit der Evaluation begonnen nachdem die Prozesse nur vorgestellt, aber nicht selbst durchlaufen wurden)
    In diesem Zusammenhang wird mit den Lernenden auch das Thema Nachhaltigkeit diskutiert und wie Digitalisierung gezielt für eine gesamtheitliche CSR-Strategie eingesetzt werden kann
  3. Digitalisierung des Wissensmanagements
    Nun wird das WIKI vorgestellt, wo alle Informationen zu Geschäftsprozessen inkl. Modelle, Ablagen, etc. enthalten sind. Wird die Lehrperson etwas gefragt, das auch im WIKI zu finden ist, wird konsequent auf dieses verwiesen bzw. nachgefragt, ob dieses ggfs. ausgebaut oder verständlicher werden sollte (ACT – Fokus Digitalisierung).
  4. Digitalisierung der Workflows
    Mit MS Teams, MS Flow, individuellen E-Mail-Adressen und damit persönlichen Zugängen zu Outlook bzw. Kalender sind Schülerinnen und Schüler nun angewiesen vollständig papierlos zu arbeiten, d.h. nur noch wenn unvermeidbar (ACT – Fokus Nachhaltigkeit).
  5. Selbständige Prozessanalyse
    Mit Beginn des zweiten Semesters gibt es innerhalb der ÜFA ein Projektteam „Business Process Analysis“, wo ein ausgewählter Prozess von den Schülerinnen und Schülern selbständig analysiert wird, wobei es hier vor allem darum geht, die Pain Points der Mitarbeiter zu identifizieren und eine Emotionskurve über den ganzen Prozess hin zu finden. Das Ergebnis des Projektes sind konkrete Umsetzungsvorschläge, wie die Arbeit der ÜFA weg vom „Papier produzieren“ hin zu Kreativität und Motivation kommt (ACT – Fokus Mensch).

Die Rolle der Lehrpersonen

Grundsätzlich werden die Aufgaben der Lehrenden mit den Abteilungen aufgeteilt. Es gibt jedoch auch die Aufteilung zwischen regulärer ÜFA und smarter ÜFA, d.h. während eine Lehrperson den geregelten ÜFA-Betrieb im Auge hat, führt die andere durch den 5-Schritte-Prozess.

Damit dies gelingt setzt die Fast Precision auf drei situationsabhängige Rollen (gereiht nach Häufigkeit):

  • Geschäftsführung / Fachlicher Coach
    Die Lehrpersonen „spielen“ Geschäftsführung und verteilen Aufgaben an ihre Mitarbeiter in einem realistischen Modus (z.B. E-Mails mit gewünschten Ergebnissen). In dieser Rolle sind sie auch Ansprechpartner bei betrieblichen Entscheidungen und fachlichen Fragen (sofern nicht im WIKI entsprechende Infos verfügbar!)
  • Mentor / Pädagogischer Coach
    Durch regelmäßige (mind. 3 pro Abteilung und Semester) Reflexionsgespräche und kontinuierliche Auswertung der Arbeitsleistung wird evaluiert, wie bzw. auch ob die einzelnen Abteilungs- und Projektteams funktionieren und ggfs. Maßnahmen ergriffen um die Teamkultur zu verbessern. Besonderer Fokus liegt hier auf der Etablierung einer gemeinsam Verfolgung einer zu Beginn im Kickoff definierten Vision.
  • Fachvortragender / Klassisch LehrerIn
    Ein klassischer Spruch von ÜFA-LehrerInnen lautet: „Bei der ÜFA merkt man erst, ob ein Schüler den Stoff tatsächlich verstanden hat oder nicht.“ Sollte dem nicht so sein und gibt es Nachholbedarf sind entsprechende Unterrichtseinheiten mit gemeinsamen Übungen erforderlich. Obwohl vergleichsweise selten, so ist dies auch eine wichtige Rolle um geforderte Qualitätsstandards einhalten zu können